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hochzuziehen. Vor ihr auf dem Boden hockte Stan,
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und neben ihm lag der Kopf des Ungeheuers, ein
wirklicher und echter Wolfskopf, den er irgendwo
aus Onkel Mallorys Troph�ensammlung entwen-
det haben mu�te.
Stan lachte immer noch. Er schien sich gar nicht
mehr einkriegen zu k�nnen. Offensichtlich berei-
tete es ihm ein teuflisches Vergn�gen, seine
Schwester zu Tode zu erschrecken.
�Du Scheusal�, keuchte Virginia, als sie wieder
Luft bekam. �Du ... Monster. Allein daf�r ... wer-
de ich Santa darum bitten, dich dieses Jahr zu
Weihnachten auszulassen!�
�Santa hier, Santa da�, sagte Stan ver�chtlich
und immer noch grinsend. �Du lebst in einer
Traumwelt! �
Er zuckte mit den Achseln, packte seinen Wolfs-
kopf und rannte aus dem Zimmer, bevor Virginia
Gelegenheit hatte, ihm noch ein paar unfreundli-
che Dinge an den Kopf zu werfen. Doch das h�tte
sie vielleicht noch nicht einmal getan. Denn zu tief
sa� dazu der Schreck, zu nah war noch das Gef�hl
der Panik, das sie beim Anblick des Wolfs emp-
funden hatte. Diesmal w�rde sie mit ihrer Mutter
dar�ber reden m�ssen. Stans Scherze gingen ein-
fach zu weit, und wenn sie ihm nicht Einhalt ge-
bot, w�rde er sie beim n�chsten Mal vielleicht mit
einem riesigen Hund erschrecken wollen, den er
des Nachts als Wolf in ihr Zimmer schleuste.
Sie stand aus dem Bett auf und trat zum Fenster.
Es war eine helle, sternklare Nacht, und als sie den
Vorhang beiseite schob, konnte sie in den Park zu
ihren F��en blicken, der sich von hier bis zu dem
Eisenzaun erstreckte, der das Grundst�ck ein-
rahmte. Onkel Mallory mu�te unglaublich reich
sein, und so wie ihre Mutter erz�hlte, hatte er sich
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sein ganzes Geld selber verdient, mit der Produk-
tion und dem Verkauf von Spielzeug. Fr�her hatte
sie sich Onkel Mallory immer als lustigen, alten
Mann vorgestellt, der inmitten seines Spielzeugs
lebte, und sie batte sich gefragt, warum sie ihn nie
besuchen gingen. Nun wu�te sie warum. Onkel
Mallory war ein b�ser Mann, ein Mann ohne Herz,
und wenn sie hier wohnen blieben, w�rde Stan
vielleicht auch so werden: kalt und herzlos.
Sie sah zum Sternenhimmel hinauf und verlor
sich in der funkelnden Unendlichkeit. Angetan
hatte es ihr vor allem ein hell leuchtender Stern,
den sie zuerst f�r die Beleuchtung eines Flugzeu-
ges gehalten hatte; aber das konnte nicht sein,
denn er blieb unverr�ckbar die ganze Zeit �ber an
einer Stelle stehen.
�Stern, Stern, es mu� einen Platz geben�, sang
sie mit leiser Stimme. �Stern, Stem, an dem wir
uns ins Gesicht sehen.�
Es schien ihr, als blinzle ihr der Stern zu, und sie
f�hlte sich mit einem Mal wunderbar leicht und
schwerelos. Als sie wieder ins Bett ging, lie� sie
den Vorhang auf, und ihr schien, als schicke der
Stern ihr eine beruhigende Botschaft, als leuchte er
ihr tief in ihr Inneres hinein, um ihr Kraft und St�r-
ke zu geben.
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Gillian hatte ihrer Tochter den Rat gegeben,
erst einmal zu schlafen und dann zu sehen,
was der n�chste Tag brachte. Als sie im Ba-
dezimmer ihre Utensilien wieder in ihrer Kultur-
tasche verstaute, ermahnte sie sich, diesem Rat-
schlag selber zu folgen. Denn sie konnte nicht
leugnen, da� sie zutiefst aufgew�hlt und beun-
ruhigt war. Der Abend hatte ihre st�rksten Be-
f�rchtungen bei weitem �bertroffen. Wenn sie nur
einen anderen Ausweg aus ihrer mi�lichen Lage
gesehen h�tte, h�tte sie auf dem Absatz kehrtge-
macht, ihre Kinder gepackt und w�re auf Nim-
merwiedersehen verschwunden.
Sie wickeltc sich ein Handtuch um ihre nassen
Haare und schlo� die Badezimmert�r auf. Gedan-
kenverloren trat sie auf den nur sp�rlich beleuch-
teten Flur hinaus.
Als sie die Schritte hinter sich h�rte, war es be-
reits zu sp�t. Sie wollte herumwirbeln, aber je-
mand packte sie am Arrn und hielt sie mit eiser-
nem Griff umklammert. Gillian zuckte zusammen,
und ihr Herz machte einen schmerzhaften Sprung.
Sie konnte nicht ahnen, da� ihre Tochter zur glei-
chen Zeit ebenfalls ein unangenehmes Erlebnis
hatte, da� sie von einem vermeintlichen Wolf
heimgesucht wurde, als Opfer eines �blen Scher-
zes von Stan.
Es dauerte einen Moment, bevor sie begriff, wer
ihr da zu sp�ter Stunde aufgelauert hatte, um sie
so hinterr�cks zu �berfallen. Es war Mallory!
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�Ich mu� mit dir sprechen�, herrschte er sie in
seiner unangenehm befehlenden Art an.
�Du hast mich erschreckt�, sagte sie mit zittern-
der Stimme. Hatte sie vor diesem ekelhaften Kerl
denn nirgends ihre Ruhe?
�Genau wie die Reporter es heute mit mir ver-
sucht haben�, sagte Mallory ver�chtlich. �Aber die
einzigen, die sich erschreckt haben, waren du und
die Kinder. Ihr seid eine wirklich schreckhafte Fa-
milie.�
Auf Gillians Zunge lag eine scharfe Erwide-
rung, aber sie schluckte sie herunter. �Was wollten
die Reporter denn? � fragte sie statt dessen.
�Meine Haut nat�rlich�, antwortete Mallory
rasch. Dabei lie� er ihre Hand nicht los. Sie konnte
seinen Atem riechen und das teure Deodorant, mit
dem er seinen K�rpergeruch �bert�ncht hatte. Er
dr�ngte sich unangenehm nah an sie und schob sie
mit sich an die Flurwand.
�Gillian, zusammengerechnet habe ich unge-
f�hr dreihundert Spielzeughimmel-Superstores
hier in Amerika�, begann er. �Ich besitze Spielwa-
renfabriken in der ganzen Welt. Und jedes Jahr
kommen zig neue Gesch�fte dazu.�
�Ja, ich wei߫, antwortete Gillian unwillig und
versuchte sich freizumachen. Aber es war sinnlos;
ihr Onkel erwies sich als erstaunlich kr�ftig. Und
offensichtlich war er keineswegs bereit, sie so ein-
fach gehen zu lassen. Gillian sp�rte, wie ihr der
Schwei� ausbrach. Was wollte der alte Knacker
von ihr?
�Dann wei�t du auch, da� es in einigen dieser
L�nder v�llig legal ist, Kinder zu besch�ftigen�,
fuhr Mallory fort. �Ihre Familien sind froh, da� sie
Arbeit gefunden haben. Aber irgendwelche neidi-
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schen Konkurrenten schw�rzen mich deshalb als
Ausbeuter an.� Er machte eine kleine Pause. �Und
genau daf�r brauche ich dich�, sagte er schlie�-
lich.
�Ich dachte, ich sollte im Management arbei-
ten�, sagte Gillian verwirrt. Sie war �ber die Wen-
dung das Gespr�chs mehr als erstaunt.
�Oh, das wirst du�, sagte Mallory und grinste
unangenehm. �Du wirst eine ganz besonders
wichtige Operation managen.�
Gillian glaubte zu verstehen. �Du meinst, ich
soll bei der Schadensbegrenzung helfen�, sagte
sie. �Aber sag mal: Hat das nicht bis Morgen
Zeit? �
�Unaufschiebbare Entscheidungen dulden nie
einen Aufschub�, antwortete Mallory �rgerlich.
�Wenn ich immer alles auf den n�chsten Tag ver-
schieben w�rde, w�rde ich heute immer noch den
kleinen Spielzeugladen f�hren, den mir mein
�beraus beschr�nkter Herr Papa hinterlassen hat.
�Nein.� Er sch�ttelte den Kopf. �Ich mu� meine
Version der Wahrheit m�glichst schnell durchset-
zen, Und f�r eine solch sensible Aufgabe kann ich
nur jemanden aus meiner Familie einsetzen. Und
da du mittellos, arbeitslos und nicht mehr imstan-
de bist, deiner Verantwortung nachzukommen,
bist du genau die daf�r geeignete Person.� Er
machte eine Kunstpause. �Du m�chtcst doch si-
cherlich nicht die Vorrnundschaft f�r deine eige-
nen Kinder verlieren, oder? Also, ich denke, die
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